Der Begriff von der «Nachhaltigen Gemeinde» macht in vielen Foren gerade (wieder) die Runde. Das ist angesichts der neuesten Zahlen aus dem Bundesamt für Statistik keine Überraschung: So haben zwischen den Jahren 2010 und 2020 zehn neue Gemeinden den statistischen Status einer Stadt erlangt. In der gleichen Zeit sind auch drei neue Agglomerationen erwachsen – interessant sind dabei insbesondere Reinach (AG) und Mels-Sargans (SG). Denn die beiden zeigen verdeutlichen, wie die Schweiz im Mittelland weiter zusammen wächst.
Wachstum ohne Identität?
Wird das Schweizer Mittelland aber endgültig zum städtischen Gürtel, stellen sich die gerade für die Agglomerationen dringende Fragen, was deren Identität ist, was ihre Lebensqualität ausmacht oder wie die Politik die überkommunalen Probleme angeht. Hier tun sich aus Sicht der Nutzer:innen denn auch die ersten Handlungsfelder auf. Der letzte Punkt wird das am Beispiel der überkommunalen Entwicklung am Beispiel von Mels-Sargans deutlich.

Stadt-Land-Unterschied
Mit den aktuellen Zahlen wohnen rund 74 Prozent der Schweizer Bevölkerung in einer von den neu 52 Agglomerationen. Interessant ist, dass auch in diesen selbst die Verstädterung voranschreitet. So sind die Kernstädte weiter gewachsen, während die Bevölkerung im umliegenden Ring insgesamt konstant geblieben ist.
Anders zeigt sich die Situation auf dem Land. So wohnen hier gerade noch 14 Prozent der Bevölkerung. Trotzdem machen sie weiterhin knapp 50 Prozent aller Gemeinden aus und das auf knapp 60 Prozent der Fläche. Trotzdem wächst auch das Land, wie die interaktive Karte auf dem Online-Magazin Watson eindrücklich zeigt (für Artikel auf Karte klicken): Blau sind alle Gemeinden, die zwischen 2013 und 2023 gewachsen sind.
Lösungen für lebenswerte Gemeinden
Eine lebenswerte Gemeinde entwickelt sich in allen Bereichen ausgewogen – und nicht zulasten einem einzigen Bereich. Diese Bereiche sind Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft. Sie werden gerne als Säulen der Nachhaltigkeit beschrieben und gelten allgemein – also sowohl für städtische als auch für ländliche Gemeinden.
Rahmen für lokale Konzepte
Der universelle Anspruch ist eine Stärke des Nachhaltigkeit-Konzepts. So nutzt es der Bund für sein Monitoring der nachhaltigen Entwicklung (Monet 2030). Der Praxisfokus zeigt sich auch daran, dass diese Kriterien auch von Regiosuisse adaptiert worden sind oder die Basis für städtische Kompasse der Nachhaltigkeit bilden.
Auf Bundesebene werden heute dazu die 17 Ziele der nachhaltigen Entwicklung verwendet, die von der UNO im Jahr 2012 für die Agenda 2023 verabschiedet worden sind. Sie umfassen sowohl Energie, Wirtschaft oder auch den Zugang zu Bildung und Gesundheit. Obwohl diese als universeller Leitfaden entwickelt worden sind, können diese gut auf die lokalen Verhältnisse adaptiert werden. Aus Sicht der Partizipation ergeben sich fünf Handlungsfelder:
- Handlungsfeld 1: Nutzungskonflikte frühzeitig ausräumen
- Handlungsfeld 2: Orte für Nutzende entwickeln – und das zusammen
- Handlungsfeld 3: Dynamik adaptieren
- Handlungsfeld 4: Digitalisierung einbeziehen
- Handlungsfeld 5: Nachbarschaft vernetzen
Wie diese Handlungsfelder genau aussehen, lesen Sie im 2. Teil zum Thema.
Handlungsfelder für Gemeinden
Wie das Wachstum und der Wandel von Gemeinden und Regionen gestaltet werden kann in fünf Handlungsfeldern.
Sargans: Foto von Sandro Widrig auf Unsplash