Wie Partizipation in Gemeinden gelingt
Partizipation und Mitwirkung gewinnen für Gemeinden immer mehr an Gewicht – nicht nur von Gesetzes wegen. Wir zeigen, wie sie gelingt und lebendige Gemeinden schafft.
Gründe für eine Partizipation gibt es viele. Sie erhöht für Gemeinden nachweislich die Akzeptanz von eigenen Bauprojekten. Dazu ist sie mittlerweile oft eine zwingende Bedingung bei kantonalen Vorgaben oder nationalen Förderprogrammen. Gerade auch in der Quartier- und Arealentwicklung hat sie ein grosses Potential, das weit über eine reine Anhörung hinaus geht.
Ausgangslage – wo Gemeinden starten
In den letzten Jahren hat das Bestreben der Gemeinden, ihre Einwohner*innen bei Planungsprozessen partizipativ zu beteiligen, immer mehr zugenommen. Teilweise geschieht dies aus gesetzlicher Notwendigkeit, erfreulich viel Gemeinden aber sind bestrebt, ihrer Bevölkerung damit ein attraktiveres Gemeindeumfeld zu bescheren und lebendige Gemeinden zu erhalten.
Oft veranstalten die Gemeinden dazu aufwändige Patizipationworkshops, zu welchen die Bevölkerung eingeladen wird. In der Realität zeugt sich dabei leider häufig, dass sich immer dieselben Gemeindebewohner*innen beteiligen, selbst wenn sie nicht unbedingt die Hauptbetroffenen eines anstehenden Veränderungsprozesses sind.
So aber bringt die Partizipation gerade für die Hauptbetroffenen oft wenig bis nichts, die entstandenen Projekte finden an der Urne keine Mehrheiten oder aber stehen nach der Umsetzung unbenutzt da. Hier gilt es Abhilfe zu schaffen.
Umsetzungen in fünf Schritten
Erste Schritte: Vorarbeiten zur Partizipation
Planungsprozesse haben, je nach Projekt, ganz unterschiedliche Hauptbetroffene. Dies zu ermitteln sollte also der erste Schritt sein. Dabei helfen statistische Angaben (zumeist schon vorhanden) sowie gezielte Beobachtung. In einem zweiten Schritt muss die Gemeinde dann den Partizipationsrahmen klar definieren (Finanzen, Zeitraum, wobei genau geht es etc.) und diesen zielgruppengerecht kommunizieren. Wichtig: Nutzen Sie unterschiedliche Kanäle!
Mittelteil: der eigentliche Partizipationsprozess
Weiter müssen geeignete Partizipationsmethoden gefunden werden, welche den Zielgruppen entsprechen. Erst dann kann als dritter Schritt der eigentliche Partizipationsprozess durchgeführt werden und die entsprechenden Resultate gesammelt.
Diese Resultate können dann, wenn gewünscht, der Bevölkerung zur Diskussion vorgelegt werden – hierbei ist es von Vorteil (Transparenz), die Resultate begründen zu können. Damit entsteht Verständnis für die Anliegen der Hauptbetroffenen; aber auch Nebenbetroffene können so ihre möglichen Anliegen einzubringen.
Die fünf Schritte der Partizipation in einer grafischen Darstellung als S-Bahn-Netz. Die Methode vernetzt nicht nur Menschen, die Partizipation selbst in ein Netzwerk mit vielfältigen Berührungspunkten, an denen ein Prozess ansetzen kann.
Folgeschritte: Massnahmen umsetzen und der Weg zur «lebendigen Gemeinde»
Als nächstes müssen die Massnahmen zur Umsetzung geplant werden. Hier kann es hilfreich sein, verschiedene Ebenen festzulegen:
- schnell, einfach und kostenarm Umsetzbares
- mittelfristig und mit Kosten verbundene Masssnahmen
- längerfristig umzusetzende Massnahmen
Dieses Vorgehen bestärkt dank schnell sichtbarer Resultate die Zielgruppen, dass das Engagement in einer Partizipation für sie lohnend ist. Die soo erlebte Sinnhaftigkeit der Partizipation bestärkt und motiviert diese Bewohner*innen, vermehrt zu partizipieren – was sich in einer wirklich lebendigen Gemeinde niederschlägt.
Über die Autorin
Christine Hotz berät Gemeinden seit vielen Jahren in Sachen Partizipation und Sozialraumentwicklung. Sie hat ihre Expertise zuletzt in verschiedenen Leitungsfunktionen bewiesen und ihre Arbeit wurde auch vom ARA ausgezeichnet. Bei enovation konzipiert sie als Projektleiterin die Massnahmen der Partizipation und setzt diese im Sozialraum gemeinsam mit dem Team auch um.
Titelbild: Foto von Nick Fewings auf Unsplash